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03. September 2008

»Sortenvielfalt soll gesichert werden«

Bergedorfer Zeitung

Ochsenwerder (wi). Mehr als 60 Gärtner aus Norddeutschland und Dänemark kamen zum "1. ÖKOmenischen Sortentag", zu dem die Ökoverbände Bioland, Demeter und Naturland in die Gärtnerei Sannmann eingeladen hatten. Michael Fleck, Geschäftsführer vom Verein Kultursaat, klärte über Bedeutung und Ziele der Saatgutarbeit auf: "Wir wollen den Fortbestand der Sortenvielfalt im biodynamischen Gemüseanbau sichern. Sorten sollen Kulturgut bleiben, damit Gärtner und Landwirte von den Sortenpatenten großer Konzerne unabhängig werden können."

Ziel des Sortentag ist es, widerstandsfähige, geschmackvolle und speziell für den regionalen Anbau bewährte Sorten für Norddeutschland zu selektieren. Im Vordergrund steht die Anhebung der Produktqualität, um dem Verbraucher ernährungstechnisch hochwertige Ware bieten zu können.

"Als Bio-Anbauer wollen wir dem Markt Gemüse-Sorten mit klar definierten Eigenschaften liefern, damit der Kunde aus dem Angebot seine Lieblingssorte wählen kann", sagt Gärtnermeister Thomas Sannmann. Sein Betrieb beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit der Züchtung der "Vierländer Platte", der letzten Tomaten Traditionssorte, die in der Region Vier- und Marschlande angebaut wird. Besonders Wert wird auf die Selektionsarbeit gelegt: Nur die besten Pflanzen liefern das Saatgut, das noch von Hand gewonnen wird. So können die Wuchs- und Geschmackseigenschaften ständig verbessert werden. Die Saatgutversuche – unter anderem auch einer samenfesten Möhre – zielen auf eine optimale Standortanpassung. "Wir wollen hier die regionale Vielfalt in Geschmack und Aussehen erhalten, auch wenn das langjährige Züchtungsarbeit bedeutet", sagt Sannmann.

Hobbygärtnern und -züchtern in den Vier- und Marschlanden empfiehlt der Gärtnermeister, mit alten Obst- und Gemüsesorten wie "Vierländer Blut" (Rhabarber) oder "Ruhm von Kirchwerder" (Apfel) zu arbeiten, damit hier möglichst viele traditionelle Sorten erhalten bleiben.

Der Verein Kultursaat hat eine eigene Genbank samenfester Sorten aufgebaut. Damit soll der Erhalt der Vielfalt gesichert und das Sortensterben durch Hybrid-Züchtung – von den Bio-Gärtnern zum Teil als Gentechnik eingestuft – aufgehalten werden. Die nachbaufähigen Sorten werden zwecks Transparenz veröffentlicht und können unter www.kultursaat.org eingesehen werden.