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13. September 2013

Nützlinge und Schädlinge

Bergedorfer Zeitung vom 13. September 2013:

»Ungeliebte Plagegeister«

Blattläuse – Gärtnerei Sannmann arbeitet seit 27 Jahren erfolgreich mit Nützlingen

Von Jule Monika Witt. Ochsenwerder. Hobbygärtnern sind sie ein Graus: Blattläuse, Thripse, Spinnmilben, Weiße Fliegen und Schnecken – all’ diese Schädlinge, die einen prächtigen Blumengarten über kurz oder lang in eine Ansammlung von Pflegepflanzen verwandeln können.

Auch Profigärtner haben ihre Last mit den nimmersatten Parasiten. So gab es im heißen Juli die reinste Läuseplage, der in der Demeter-Gärtnerei Sannmann viele Kürbispflanzen zum Opfer fielen. Der Betrieb am Ochsenwerder Norderdeich 50 arbeitet bereits seit 27 Jahren erfolgreich mit Nützlingen und stärkt somit das ökologische Gleichgewicht.

„Eigentlich sind Läuse die ‚Gesundheitspolizei der Natur’“, sagt Thomas Sannmann. „Denn sie befallen nur Pflanzen, die aus dem Gleichgewicht geraten sind.“ Ursachen dafür gibt es viele: vom falschen Standort über falsche Nährstoffe bis hin zum falschen Dünger.

Blattläuse sind mit einem Stechrüssel ausgestattet, mit dem sie in das Blatt eindringen und sich mit Pflanzensaft vollsaugen. Diese Nahrung scheiden die Insekten wieder aus, ein klebriger Film überzieht anschließend die Blätter. Diese Ausscheidungen wiederum bilden ein ideales Milieu für den Russtaupilz, der die Blätter nun auch noch schwarz färbt.

Julian Becker, Gärtner und Abteilungsleiter im Betrieb, geht regelmäßig seine Kulturen ab und schaut sich die Pflanzen genau an. Vor wenigen Tagen hat er Tüten mit Florfliegenlarven zwischen die Reihen der Eichblattsalate gelegt. Vorsichtig drückt er die Blätter auseinander. Im Herzen des Salats sind einige rote Läuse zu sehen – aber auch Florfliegenlarven. Becker ist zufrieden: „Die Läuse werden bald verschwunden sein.“ Denn die Florfliege gelte als Blattlauslöwe.

Die Gärtnerei arbeitet eng mit der Firma „Öre Bioprotect“ zusammen, einem der ersten Nützlingsproduzenten Deutschlands. Klaus Iwahn, Experte für ökologischen Pflanzenschutz bei „Öre Bioprotect“, bietet auf dem Erntefest eine kostenlose Schädlingsbestimmung mit Nützlingsberatung an. Außerdem können Schlupfwespen, Florfliegenlarven und Nematoden unter dem Binokular (Stereomikroskop) beobachtet und Marienkäfer mit Getreideblattläusen gefüttert werden. „Bei den Kindern sind unsere Hummeln im Schaukasten sehr bliebt“, sagt Iwahn.

Thomas Sannmann rät Hobbygärtnern zu Brennnesselbrühe – nicht zu verwechseln mit Brennnesselsud – gegen Blattläuse. „Wichtig ist, die Ameisensäure aus den Brennnesseln zu gewinnen“, sagt der Gärtnermeister. Dafür müssen die Pflanzen 24 Stunden im Wasser ziehen. Die befallenen Pflanzen sollten dann an drei aufeinanderfolgenden Tagen mit der Brühe gespritzt werden. Hilfreich sei auch, Marienkäferlarven zu sammeln und im befallenen Beet auszusetzen.

 

 

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